Anatomie Atlas – Sobotta oder Prometheus?
Die meisten deutschen Institute setzten beim Thema Anatomie Atlas auf die bekannten Standardwerke Prometheus und Sobotta. Aber welcher Atlas ist Continue Reading
Die folgenden Lehrbücher gehören an allen deutschen Instituten zur Standardliteratur. Die wenigsten Studenten werden sich dabei alle Exemplare kaufen können. Bevor ihr also euer Konto plündert oder teure Wunschlisten an den…ähm Weihnachtsmann schreibt, wartet erst mal ab, besucht in aller Ruhe die Einführungsveranstaltungen und lasst euch darüber informieren, welche Bücher man ausleihen kann (das sind die meisten), und bei welchen Büchern ihr in den sauren Apfel beißen und sie kaufen müsst. (Am besten gebraucht kaufen, aber auf die jeweils aktuelle Auflage achten.)
Gleich zu Beginn möchte ich, entgegen meiner Überschrift, hier ein Buch empfehlen, dass nicht zu den Standardlehrbüchern zählt, dass nicht mal ein Lehrbuch ist, sondern nur ein Praktikumsbuch für die Mikroskopie.
Mikroskopisch-botanisches Praktikum
Seiten: 264
Verlag: Thieme
Auflage: 2 / 2010
ISBN-10: 3131499621
Dieses wunderschöne und in einer eingehenden Sprache geschriebene Buch von Prof. Wanner (LMU München) ist für Anfänger in Sachen Mikroskopie konzipiert, also für diejenigen, die zuvor noch nie ein Lichtmikroskop bedient haben, und weder Schnitt- noch Färbetechniken beherrschen.
Nach einer Einführung in die Physik und Handhabung von Lupe, Licht- und Elektronenmikroskop, in Schnitt- und Färbetechniken, die allesamt wirklich ausführlich und sehr kleinteilig beschrieben werden und mit vielen Fotos und schematischen Abbildungen versehen wurden, folgt immer dieser Ablauf:
Leider darf ich hier keine Bilder einstellen, und die Seiten, die man bei „BlickinsBuch“ einsehen darf, sind nicht besonders glücklich ausgewählt, so dass man hier keinen guten Eindruck erhält. Was das Buch so schön macht, ist zum einen das grandiose Bildmaterial, dass ich so noch in keinem anderen Buch gefunden habe. Zu den farbenfrohen lichtmikroskopischen Aufnahmen gesellen sich Fotos von Transmissions- und Rasterelektronenmikroskopen, die eine dreidimensionale Anschauung ermöglichen, und sicher für einige Motivation sorgen.
Zum anderen ist das Buch in einer Weise prägnant und detailliert geschrieben, die ihresgleichen sucht. Immer mit Blick auf den Anfänger und die Fragen, die ein Anfänger nur ungern stellt, um nicht schief angesehen zu werden. Wie man mikroskopische Strukturen erkennt und zeichnet. Wie man das Mikroskop einstellt. Was man beim Präparieren (Schneiden und Färben) zu beachten hat etc.. Dabei werden alle Schritte bei jedem Präparat ausführlich durchexerziert, was zum Ende hin manchmal etwas ermüdend wirkt, aber das macht der Lerneffekt. Und damit erfüllt das Buch letztlich genau seinen Zweck.
Kurzum: Klare Kaufempfehlung für Studienanfänger, Schüler und alle Hobby-Mikroskopierer.
Campbell:
Campbell Biologie
Kükenthal – Zoologisches Praktikum
SCHMEIL-FITSCHEN Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder
Brohmer – Fauna von Deutschland: Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt
Botanik – Die einführende Biologie der Pflanzen
Benninghoff – Anatomie
Seiten: 968 (Band 1), 888 (Band 2)
Verlag: Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH;
Auflage: 17/2008 (Band 1); 16/2004 (Band 2)
ISBN-10: 3437423428 (Band 1)
ISBN-10: 3437423509 (Band 2)
Versteht mich nicht falsch;-), aber wer den Benninghoff ernstlich als Lehrbuch für die Vorbereitung auf Testate empfiehlt, ist entweder Professor oder hat mehr Zeit und weniger Schlaf als alle anderen Studenten. Benninghoffs Anatomie (in der Wälzer-Ausgabe) wurde ganz offensichtlich mit dem Anspruch verfasst, eine anatomische Enzyklopädie anzubieten, ein detailliertes Nachschlagewerk.
Ein einziger Blick in die beiden wuchtigen Bände zeigt einem, dass es nahezu unmöglich ist, sich damit auf Testate vorzubereiten – die Stoffdichte ist viel zu hoch, um sich da erst durchzuarbeiten und dann das Wichtigste herauszufiltern. (Das ist wohlgemerkt keine Kritik am Werk selbst.)
Besser ist es, stattdessen auf eine knappere Darstellung des Wesentlichen zu setzen, wie man sie in der abgespeckten Variante findet oder im Schiebler. Meine Empfehlung für die Anatomie wäre: Lernkarten und Atlas von Sobotta (spart auch etwas Geld), Lehrbuch von Lippert oder Schiebler.
Kritikpunkt: Die Kapitel zur Histologie sind unzureichend. Möglicherweise werden zukünftige Ausgaben diesen Themenkomplex vertiefen und vervollständigen. Bis auf Weiteres jedenfalls kann ich nur dazu raten für die Histologie zu einem anderem Buch zu greifen. Und da hat sich in den letzten Jahren das Taschenlehrbuch von Prof. Dr. Renate Lüllmann-Rauch etabliert:
Taschenlehrbuch Histologie
Seiten: 700
Verlag: Thieme
Auflage: 5 (2. September 2015)
ISBN-10: 3131292458
In Bonn, Kiel, Ulm, Jena (und vermutlich noch vielen weiteren Unis) gilt dieses Buch als Standardlehrbuch zur Histologie und ist damit Pflichtlektüre. Eigentlich ist das Wort Taschenlehrbuch etwas untertrieben, denn die Stoffmenge ist hoch und der Inhalt ist für den ein oder anderen vielleicht sogar zu ausführlich.
Das Taschenlehrbuch Histologie unterteilt sich in drei große Abschnitte: Zellenlehre, Allgemeine Histologie und Mikroskopische Anatomie. Damit entfaltet das Buch die gesamte Mikroanatomie des Menschen, logisch von den mikroskopischen Strukturen der Zellen bis zu den Organen. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Oberbegriffe (blau). Der prüfungsrelevante Haupttext ist groß, vertiefende Informationen zu histologischen Zusammenhängen sind dagegen kleingedruckt. Zudem ergänzt die Autorin ihre Kapitel um konkrete Mikroskopierhilfen (gelb) und viele klinische Verweise (grün). Layout und inhaltliche Struktur sind also hervorragend miteinander verknüpft.
Sowohl die Sprache, als auch die schematischen Abbildungen und Tabellen sind sehr verständlich gehalten. Durch die klare und übersichtliche Struktur ist dieses Buch ideal zum Lernen und zum Nachbereiten von Vorlesungen – und versteht sich auch explizit als Lehrbuch für die Vorbereitung auf Testat und Histo-Praktikum.
Die meisten deutschen Institute setzten beim Thema Anatomie Atlas auf die bekannten Standardwerke Prometheus und Sobotta. Aber welcher Atlas ist Continue Reading